von Christoph Kreutzmüller
Ganz unbestreitbar sprechen uns Fotos auf den ersten Blick an und lösen eine unmittelbare emotionale Reaktion aus. Auch deshalb kommt historischen Aufnahmen in unserer Erinnerung und in der historisch-politischen Bildung eine zentrale Rolle zu. Ihre Bedeutung wird in Zukunft noch steigen. Nicht nur, weil die letzten Zeitzeug*innen verstummen, sondern weil sich unsere Seh- und Lesegewohnheiten ändern. Wir leben in einer bilderdurchfluteten Welt und müssen lernen, angemessen mit den Bildern umzugehen.
Anhand der Deportationsfotos, die wir im Projekt #LastSeen gesammelt und erschlossen haben, lassen sich eine Fülle historischer Fragen mit Relevanz für unser Heute besonders gut beleuchten. Denn die Bilder zeigen, dass die Verfolgung in aller Öffentlichkeit stattfand! Die Nachbarinnen und Nachbarn schauten zu! Ein tieferer Blick lässt uns erkennen, wie die Deportationen vorbereitet wurden und die Betroffenen reagierten. Hier setzt das Bildungsangebot an, das wir zusammen mit Schüler*innen – und der Agentur &why – entwickelt haben.
Zusammen mit Schüler*innen haben wir drei Serien – aus München (1941), Eisenach (1942) und Remscheid (1943) - ausgewählt. München und Eisenach zeigen die Deportation von Jüdinnen und Juden, Remscheid die Deportation von Sinti*zze und Rom*nija. Die Serien wurden in der Tiefe erschlossen. Zusätzliche Aussagen, Dokumente, Zeitungen und Fotos erlauben Perspektivwechsel und beleuchten das Deportationsgeschehen von verschiedenen Seiten. Wer hat die Fotos mit welchem Ziel gemacht? Wie reagieren die Abgebildeten auf das Fotografiert werden? Was ist auf den Fotos nicht zu sehen? Was wurde bewusst ausgelassen – und was konnte der Fotograf (bei allen drei Serien handelt es sich wahrscheinlich um einen Mann) gar nicht abbilden?
Entwickelt haben wir einen Präsenzworkshop und ein virtuelles Entdeckungsspiel. Im Workshop werden der Entstehungskontext der Fotoszusammen mit den Schüler*innen erarbeitet und dann bestimmte Bilder en detail gemeinsam analysiert. Im virtuellen Entdeckungsspiel schlüpfen die Spieler:innen in die Rolle eines/einer Blogger:in und suchen die Nutzer*innen auf einem Dachboden Informationen, um einen Blogbeitrag zu schreiben, den sie dann miteinander vergleichen können.
Die Workshops können in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und den Arolsen Archives durchgeführt werden. Das Game ist browserbasiert und kann hier gespielt werden.
#lastseen.
Bilder der NS-Deportationen
Kontakt zur Projektleitung
Dr. Alina Bothe
lastseen@arolsen-archives.org
c/o Arolsen Archives
Große Allee 5-9
34454 Bad Arolsen
Deutschland
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