Bildungs­angebote
Eine Besonderheit von Fotografien als Quellen ist die unmittelbare, non-verbale und häufig unbewusste Übermittlung von Informationen an die Betrachtenden.

Ganz unbestreitbar können Fotos auf den ersten Blick ansprechen und eine unmittelbare emotionale Reaktion auslösen. Auch deshalb kommt historischen Aufnahmen in der Erinnerung und in der historisch-politischen Bildung eine zentrale Rolle zu. Ihre Bedeutung wird in Zukunft noch steigen. Nicht nur, weil immer weniger Zeitzeug:innen und Überlebende berichten können, sondern weil sich unsere Seh- und Lesegewohnheiten ändern. Wir leben in einer bilderdurchfluteten Welt und müssen lernen, angemessen mit den Bildern umzugehen.

Anhand der Deportationsfotos, die wir im Projekt #LastSeen gesammelt und erschlossen haben, lassen sich eine Fülle historischer Fragen mit Relevanz für unser Heute besonders gut beleuchten: Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass die Verfolgung der Jüdinnen und Juden, Sinti:zze und Rom:nja in aller Öffentlichkeit stattfand. Nachbarinnen und Nachbarn, Passantinnen und Passanten sahen zu, etliche zivile und uniformierte Akteur:innen waren am Unrecht beteiligt. Ein tieferer Blick lässt uns erkennen, wie die Deportationen vorbereitet wurden und die Verfolgten reagierten. Hier setzt das Bildungsangebot an, das wir zusammen mit der Agentur &why – sowie mit Schülerinnen und Schülern – entwickelt haben.

Unser Educational Game hat den Digamus Award-2024 in der Kategorie Apps und Games gewonnen
#LastSeen-Spurensuche mit MrWissen2go, Juli 2022
Die wichtigsten Merkmale der Bildungsangebote sind Transparenz und Zugänglichkeit

Zusammen mit Schüler:innen haben wir zwei Serien – aus München (1941) und Eisenach (1942) - ausgewählt. In München und Eisenach wurde eine Deportation von Jüdinnen und Juden aufgenommen. Diese Serien wurden wissenschaftlich tief erschlossen. Durch eingehende Archivrecherchen hervorgebrachte zusätzliche Aussagen, Dokumente, Zeitungen und Fotos erlauben Perspektivwechsel und beleuchten das Deportationsgeschehen von verschiedenen Seiten: Wer hat die Fotos mit welchem Ziel gemacht? Wie reagierten die Abgebildeten auf das Fotografiert werden? Was ist auf den Fotos nicht zu sehen? Was wurde bewusst ausgelassen – und was konnte der Fotograf gar nicht abbilden?

Schüler:in bei der Entwicklung des #LastSeen-Games. Foto: &why
Vom Workshop zum Entdeckungsspiel

Entwickelt haben wir einen Präsenzworkshop und ein virtuelles Entdeckungsspiel. Im Workshop wird der Entstehungskontext der Fotos zusammen mit den Schüler:innen erarbeitet und dann bestimmte Bilder en detail gemeinsam analysiert. Im virtuellen Entdeckungsspiel schlüpfen die Spieler:innen in die Rolle eines/einer Blogger:in und suchen auf einem Dachboden nach Informationen, um einen Blogbeitrag über die Deportation aus der gewählten Stadt zu schreiben, den sie dann miteinander vergleichen können.

Die Workshops können in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz durchgeführt werden. Aktuell sind zwei Versionen des Entdeckungsspiels verfügbar: München 1941 und Eisenach 1942. Sie sind browserbasiert und können auf einem Laptop oder stationären Computer gespielt werden. Wir empfehlen unsere digitale Anwendung für Schüler:innen ab 14 Jahren. Eine kurze Spielhilfe für Multiplikator:innen steht ebenfalls zur Verfügung.

Die Entwicklung unseres Entdeckungsspiels ist noch nicht abgeschlossen. Wir denken über weitere Versionen und alternative Formate nach. Ständig gibt es etwas zu verbessern. Daher laden wir Lehrpersonal und andere Multiplikator:innen herzlich dazu ein, uns nach der Anwendung des Spiels Feedback zukommen zu lassen. Wenden Sie sich hiermit gerne an lastseen@zedat.fu-berlin.de

Workshop #lastseen und &why, 23.10.2022, Foto: Christoph Kreutzmüller

Kooperationsverbund #LastSeen.
Bilder der NS-Deportationen


Dr. Alina Bothe
Projektleiterin

c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin

lastseen@zedat.fu-berlin.de

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